PflegeFaktisch mit Francesca
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Sterbende begleiten – ein Tabuthema in der Gesellschaft?
Sterbende begleiten – ein nicht ganz einfaches, aber sehr wichtiges Thema in der Pflege. In dieser PflegeFaktisch-Folge spreche ich daher mit Dr. Hans-Jürgen Wilhelm über sein Buch Sterbende begleiten, seine Sichtweise über den Tod in der Gesellschaft, die eigene Haltung und wie es gelingen kann, Sterbende zu begleiten. Hans-Jürgen ist schon lange in unterschiedlichen Leitungs- und Geschäftsführerpositionen in Einrichtungen der Altenhilfe tätig und promovierter Soziologe, Wirtschaftsjurist sowie bekannter Buchautor.
Und wusstet Ihr eigentlich, warum die Farbe der Trauer schwarz ist, und woher der Brauch kommt Schwarz zu tragen? Kennet hat es für Euch recherchiert.
Umgang mit dem Tod von Kultur zu Kultur unterschiedlich
Wie unterschiedlich Kulturen mit dem Tod und dem Sterben umgehen, können wir besonders sehen, wenn wir nach Mexiko schauen: Dort wird jährlich vom Vorabend zu Allerheiligen, dem 31. Oktober, bis zum Gedächtnis Allerseelen, am 2. November, der Día de los Muertos oder auf Deutsch Tag der Toten gefeiert. Dabei wird mit bunten Farben, lauter Musik und gutem Essen den Toten gedacht. Nach altmexikanischem Glauben kehren die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zurück auf die Erde, um gemeinsam mit den Lebenden ein Wiedersehen zu feiern.
Während der Tod in Mexiko sehr bunt gefeiert wird, gilt in Europa eher Schwarz als allgemeine Trauerfarbe. In Deutschland ist das Thema Tod und Sterben sogar fast schon eine Art Tabu. Obwohl wir tagtäglich, nicht zuletzt in den Medien, mit Toten und dem Sterben konfrontiert sind, hat sich der Tod in gewisser Weise aus unserem Alltag zurückgezogen, sagt Hans-Jürgen. Jedoch sind es in dieser Frequenz meistens andere Menschen und seltener Angehörige, daher konfrontiert man sich selbst auch eher weniger mit dem eigenen Tod.
Erhöhte Lebenserwartung – weniger Konfrontation
Laut Hans-Jürgen kommt es heute immer häufiger vor, dass neues Pflegepersonal noch nie mit dem Tod konfrontiert war, bis eigene PatientInnen sterben. Einer der Gründe dafür sei die heutige Versorgungsstruktur und Lebenserwartung. Früher starben nicht nur alte Menschen, sondern viele Menschen aller Altersschichten, beispielsweise durch mangelnde Gesundheitsversorgung oder auch Arbeitssicherheit. Alles in allem war der Tod früher für Menschen also deutlich präsenter als heute.
Damit einher geht auch ein Mangel an Beschäftigung mit dem Thema. Wir wissen, wie wir versorgen müssen, allerdings reflektieren wir oftmals nicht, was das ganze Thema mit uns macht. Wie ist es für mich, mich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen? Welche Haltung habe ich dazu eigentlich?
Haltung entwickeln und vorbereitet sein
Und genau dort soll das Buch von Hans-Jürgen ansetzen. Es soll LeserInnen begleiten, eine eigene, gesunde Haltung zum Thema Sterben zu entwickeln. Zwar könne man niemals richtig auf den Tod einer nahestehenden Person vorbereitet sein, jedoch sei es wichtig sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, so Hans-Jürgen. Das Buch soll also kein Leitfaden sein, sondern mehr ein Denkanstoß, damit LeserInnen ihre eigene Antwort auf die Frage finden können, wie sie mit dem Tod umgehen.
Wenn Ihr erfahren möchtet, was der Auslöser für die Idee des Buches war, warum in der christlichen Welt Schwarz die Trauerfarbe ist und wie Hans-Jürgens Weg von der Soziologie in den Pflegesektor geführt hat, dann hört gerne die aktuelle PflegeFaktisch-Folge. Hans-Jürgens Buch findet Ihr unter anderem hier.
In diesem Sinne - einfach weiter Podcast hören. Ich freu mich auf Euch.
Eure Francesca
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