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PflegeFaktisch mit Francesca

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Pflegende Angehörige – der größte Pflegedienst Deutschlands?

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Willkommen zurück liebe PflegeFaktisch-HörerInnen! Heute möchten wir euch ein ganz besonderes Thema näherbringen: die Situation der pflegenden Angehörigen und zugehörigen Personen. Zu diesem Zweck haben wir uns mit Brigitte Bührlen unterhalten – einer beeindruckenden Frau, die sich leidenschaftlich für diese oft übersehene Gruppe einsetzt. Brigitte ist eine bekannte Stimme für die pflegenden Angehörigen. Sie spricht auf Kongressen, ist als Lobbyistin tätig und hat sogar eine eigene Stiftung gegründet.

 

Brigittes persönliche Reise

Brigitte begann ihr Engagement aus einer sehr persönlichen Motivation heraus. Sie pflegte ihre Mutter, die an psychischen Problemen litt, über Jahrzehnte hinweg – zuerst in ihrer Jugend und später während der Demenzerkrankung ihrer Mutter. Brigitte weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, sich verantwortlich für einen geliebten Menschen zu fühlen und dabei das eigene Leben und die eigene Karriere zurückzustellen. Diese tiefgreifenden Erfahrungen prägen schließlich ihren Entschluss, eine Stiftung für pflegende Angehörige zu gründen, um andere in ähnlichen Situationen zu unterstützen.

 

Die Unsichtbarkeit der pflegenden Angehörigen

Eine zentrale Erkenntnis aus unserem Gespräch mit Brigitte ist die Unsichtbarkeit der pflegenden Angehörigen in unserer Gesellschaft. Obwohl Millionen von Menschen in Deutschland in dieser Rolle sind, gibt es keine rechtlich anerkannte Definition oder Unterstützung für sie. Brigitte betont, dass diese Menschen oft isoliert und ohne finanzielle oder strukturelle Unterstützung dastehen. Ihre Pflegetätigkeit wird als moralische Verpflichtung betrachtet, aber nicht als offizielle Aufgabe anerkannt, was die Belastung enorm vergrößert.

 

Der Bedarf an Unterstützung und Struktur

Brigitte spricht sich für klare Strukturen und Unterstützungssysteme für pflegende Angehörige aus. Sie träumt von einer Anlaufstelle in jedem Sozialraum, ähnlich wie der ADAC bei Autopannen, die sofortige und umfassende Hilfe bieten kann. Der Mangel an solchen Strukturen führt dazu, dass pflegende Angehörige oft alleine gelassen werden und sich durch Selbsthilfegruppen und das Internet kämpfen müssen, um notwendige Informationen und Unterstützung zu erhalten.

 

Die Rolle der Politik und Öffentlichkeit

Ein weiterer wichtiger Punkt in unserem Gespräch ist die Rolle der Politik und der Öffentlichkeit. Brigitte fragt sich, warum trotz des großen Bedarfs so wenig politisches Interesse und öffentliche Aufmerksamkeit für pflegende Angehörige existiert. Sie glaubt, dass viele Menschen sich nicht bewusst sind, was diese Rolle tatsächlich bedeutet, bis sie selbst in eine solche Situation geraten. Sie ruft dazu auf, die Stimmen der pflegenden Angehörigen zu stärken und ihnen eine Plattform zu bieten, um ihre Bedürfnisse und Herausforderungen sichtbar zu machen.

 

Pflegende Angehörige als größte Pflegedienst Deutschlands

Pflegende Angehörige sind der größte Pflegedienst Deutschlands – eine provokante Aussage, die auch Brigitte teilt. Diese Menschen leisten unbezahlte, oft rund um die Uhr andauernde Arbeit, die nicht nur ihre eigenen Leben beeinflusst, sondern auch erhebliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen hat. Trotzdem wird ihre Arbeit oft nicht anerkannt oder angemessen unterstützt.

 

Ein Aufruf zur Veränderung

Zum Abschluss unseres Gesprächs ermutigt Brigitte pflegende Angehörige, sich zusammenzuschließen und ihre Rechte einzufordern. Sie betont die Wichtigkeit von Selbstorganisation und politischem Engagement, um Veränderungen herbeizuführen. Ihre Stiftung soll ein Ort der Unterstützung und Vernetzung sein, wo Menschen ermutigt werden, ihre Stimmen zu erheben und für ihre Bedürfnisse einzutreten.

Wir danken Brigitte für ihre offenen Worte und ihren unermüdlichen Einsatz für die pflegenden Angehörigen. Ihr Engagement und ihre Leidenschaft sind inspirierend und zeigen, wie wichtig es ist, dieses Thema in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Wenn auch Ihr Euch für pflegende Angehörige stark machen wollt, informiert Euch, vernetzt Euch und macht auch Eure Stimme hörbar! 

 

Wenn Ihr jetzt neugierig geworden seid, dann hört doch gerne in die aktuellen Folgen rein und besucht uns auf unserem YouTube-Kanal. Dort könnt Ihr auch gerne Fragen, Anregungen und Feedback in den Kommentaren dalassen. In diesem Sinne, einfach weiter Podcast hören.

 

Eure Francesca 


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