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Tag der Logopädie 2022. Der Praxisalltag als Logopädin.

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Nicole Haschemi-Zellmer ist nicht nur überzeugte Logopädin, sondern auch stolze Inhaberin ihrer eigenen Praxis in Berlin Charlottenburg. Bis heute schätzt sie die Vielseitigkeit des Berufs sowie die unterschiedlichen Menschen, die ihr im Praxisalltag begegnen. Anlässlich des Tags der Logopädie treffen wir sie zum gemeinsamen Interview, in dem sie nicht nur spannende Einblicke in ihren Praxisalltag, sondern auch in das Berufsbild der Logopädin gibt:

 

Frau Haschemi-Zellmer, wie kam es dazu, dass Sie sich für den Beruf Logopädin entschieden haben?

Bevor ich mich als Logopädin mit meiner Praxis in Berlin Charlottenburg selbstständig gemacht habe, konnte ich bereits viel Lebens- und Berufserfahrung – auch in anderen Branchen – sammeln. Letztendlich habe ich den Weg zur Logopädie gefunden, da sie in meinen Augen viele Dinge vereint, die ich sehr schätze: das Medizinische, Soziale und Kommunikative, aber auch die Psychologie, Literatur sowie die deutsche Sprache. Diese Vielseitigkeit macht mich bis heute sehr glücklich in meinem Beruf. Es geht nicht nur um Behandlungstechniken, die Logopädie ist so viel umfassender. Für mich ist die Therapie ein Handwerk, welches man nicht nur erlernt, sondern stetig verbessern und weiterentwickeln kann.

 

Die Logopädie ist also ein Berufsfeld, welches sich vor allem durch seine Vielseitigkeit auszeichnet. Was macht den Beruf der Logopädin dabei so besonders für Sie?

Besonders spannend finde ich die individuellen Persönlichkeiten, die ich in meinem Praxisalltag als Logopädin kennenlernen darf. Meine PatientInnen kommen aus aller Welt und ich schätze die Multikulturalität in meiner Praxis sehr. Dabei ist es für die Arbeit als Logopädin grundsätzlich wichtig, sich immer wieder ganz flexibel auf die PatientInnen einzustellen und ihnen offen zu begegnen. Eine Besonderheit meiner Praxis ist, dass ich sowohl mit Erwachsenen als auch mit Kindern arbeite. Oftmals spezialisieren sich TherapeutInnen auf ein bestimmtes Fachgebiet, ich hingegen schätze diese Vielfalt sehr.

 

Sie lernen viele Menschen in Ihrem Praxisalltag kennen, die aus unterschiedlichsten Gründen in Ihre Praxis kommen. Gab es besondere Momente, die Ihnen bis heute in Erinnerung geblieben sind?

Da gibt es wirklich viele schöne Momente. Besonders in Erinnerung bleibt mir aber stets das Glücksgefühl, wenn Menschen insofern von der Therapie profitieren, dass sie sich anschließend besser entfalten können. Das durfte ich mehrmals bei mutistischen Kindern erleben, die vor der Therapie nicht mit Außenstehenden oder fremden Personen sprechen konnten. Im Praxisalltag kommt dies leider eher selten vor und eine Behandlung ist oftmals eine große Herausforderung für uns als TherapeutInnen. Ich probiere jedoch gern neue Ansätze aus und durfte in der Vergangenheit schon einige Erfolgserlebnisse feiern, wenn sich die Kinder öffnen, wieder kommunizieren und zur Schule gehen können. Das ist ein tolles Gefühl, nicht nur für die Eltern und Kinder selbst, sondern auch für mich als Therapeutin.

 

Sie haben sich nicht nur für die Logopädie entschieden, sondern auch für die Gründung Ihrer eigenen therapeutischen Praxis. Was hat Sie davon überzeugt, dass die Selbstständigkeit der richtige Weg für Sie ist?

Mir ist der persönliche Kontakt mit meinen KundInnen sehr wichtig, weshalb ich auch als Praxisinhaberin noch selbst Behandlungen durchführe. Das bietet mir die einmalige Möglichkeit, einige spannende Komponenten in meinem Berufsalltag zu verbinden: das Selbstständig-Sein, die Personalführung und die Freiheit, meinen Alltag selbst gestalten zu können. Darüber hinaus gefällt mir an der Selbstständigkeit, dass ich mich frei entfalten kann, was die Einrichtung und Organisation meiner eigenen Praxis betrifft. Mittlerweile würde mir diese Freiheit sehr fehlen. Aber auch das Angestelltenverhältnis ermöglicht es, sich als TherapeutIn zu entwickeln und einen eigenen Stil zu finden. Allerdings habe ich das große Glück, tolle MitarbeiterInnen mit an Bord zu haben, denn auch in der Logopädie ist der Fachkräftemangel deutlich spürbar. Daher wünsche ich mir für die Zukunft, dass wieder mehr Menschen diesen schönen Beruf erlernen.

 

Was sollte man Ihrer Meinung nach als LogopädIn mitbringen, wenn man sich für den Beruf interessiert?

Ich persönlich empfinde es als Vorteil, wenn man bereits in anderen Bereichen Erfahrungen sammeln konnte – egal ob Auslandsjahr, FSJ, im Rahmen einer Anstellung oder Studium. Denn man muss als TherapeutIn auch mal über den eigenen Tellerrand schauen können. Diese Offenheit ist vor allem wichtig, wenn es um die individuelle Behandlung geht: Wenn ich mich als PatientIn nicht ins Thema reinfinden kann und das Interesse verliere, dann fruchtet die Therapie auch nicht. Daher ist vor allem die eigene Persönlichkeit eine wichtige Eigenschaft in der Logopädie, denn wir TherapeutInnen müssen uns täglich auf unterschiedlichste Menschen und Persönlichkeiten einstellen können. Bei vielen Therapieformen gehört außerdem psychologisches Geschick dazu. Es ist sogar möglich, sich als TherapeutIn verstärkt in diese Richtung zu orientieren, sofern Interesse besteht. Leider wissen viele nicht, dass es diese Spezialisierung gibt.

 

Nun ist der Praxisalltag nicht nur vielseitig, in den vergangenen Jahren haben sich auch neue Formen des Arbeitens etabliert, vor allem durch die Digitalisierung. Hat sich auch Ihr Praxisalltag dahingehend verändert?

Die Digitalisierung bringt in der Tat Veränderungen mit sich, die unsere Abläufe im Praxisalltag stark verändern. Jedoch unterstützt uns die MediFox therapie-Software dabei, neue Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen und bestehende Arbeitsabläufe nicht nur zu digitalisieren, sondern auch zu erleichtern. Zu den Veränderungen erhalten wir fast ausschließlich positives Feedback, nicht nur von unseren MitarbeiterInnen, sondern auch von unseren PatientInnen. Die Digitalisierung unserer Praxis wird von ihnen als ein Zeichen von Zeitgeist, Modernität und Professionalität angesehen. In seltenen Fällen haben MitarbeiterInnen etwas mehr Zeit gebraucht, um sich an den Praxisalltag mit einer modernen Software zu gewöhnen, insgesamt bietet die Arbeit mit unseren iPads jedoch große Erleichterung. Generell ist uns bewusst, dass die Zukunft digital ist und wir uns dem nicht entziehen können. Besonders die Pandemie hat dies noch einmal verdeutlicht. In dieser Zeit konnten wir die Videotherapie etablieren und die Behandlung unserer PatientInnen auch in turbulenten Zeiten gewährleisten. Mittlerweile wird die Möglichkeit der Videotherapie auch direkt angefragt, z.B. wenn PatientInnen eine längere Anfahrt zur Praxis haben.

 

Die Digitalisierung hat also nicht nur Auswirkungen auf Ihre täglichen Arbeitsabläufe, sondern auch auf die Therapie selbst. Gibt es noch weitere Behandlungsformen, die sich durch die zunehmende Digitalisierung neu etablieren konnten?

Neben der Videotherapie kann ein iPad auch bei der Behandlung vielseitig eingesetzt werden. So kommuniziere ich mit einigen meiner PatientInnen direkt über das iPad, wenn ein Gespräch mittels gesprochenen Wortes nicht möglich ist. Diese Art von Kommunikation schätze ich mittlerweile sehr. Auch von der Schreibfunktion des iPads können wir stark profitieren, da ich den PatientInnen so einen Wechsel im Medium anbieten kann: Neben dem Papier nutzen wir also das iPad als Hilfsmittel. Auch von den PatientInnen erreicht uns sehr positives Feedback: Die Motivation und der Spaß an der Therapie werden durch den Einsatz digitaler Medien bei vielen verstärkt. Das ist für uns natürlich eine tolle Rückmeldung. Aber ich weiß, dass es auch kritische Stimmen gibt, gerade wenn es um das Thema Digitalisierung geht. Einige TherapeutInnen arbeiten bis heute lieber analog als digital. Wir ziehen als Praxis jedoch einen großen Nutzen aus dem Einsatz digitaler Medien und Software.

 

Jetzt haben Sie uns bereits einige spannende Einblicke in Ihren Praxisalltag als Logopädin und Praxisinhaberin gegeben. Haben Sie ein Motto, welches Sie dabei stets in Ihrem therapeutischen Alltag begleitet?

Auch wenn das Motto nicht speziell die Logopädie umfasst, ist der Leitgedanke in meinem Praxisalltag „Das Leben ist schön!“. Denn als Therapeutin möchte ich meinen PatientInnen stets ausstrahlen und ihnen mit auf den Weg geben, dass sie das Leben auch mit Defizit genießen sollten und dabei genau so gut sind, wie sie sind. Die Chance, Therapien anzubieten und Menschen damit zu helfen, gefällt mir besonders in meinem Beruf. Und wenn meine PatientInnen diese Botschaft bei uns in der Praxis erleben, dann haben wir viel geschafft.

 

Frau Haschemi-Zellmer, vielen Dank, dass Sie diese spannenden Eindrücke Ihres Praxisalltags zum Tag der Logopädie mit uns und anderen TherapeutInnen geteilt haben. Wir wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!


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