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PflegeFaktisch mit Francesca

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Philippinische Fachkräfte in Deutschland

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Die heutige Podcast-Folge ist persönlicher denn je, denn ich spreche mit Marc und Alannah Tonn. Marc ist mein Cousin, in Deutschland geboren und auf den Philippinen aufgewachsen. Dort hat er seine Frau Alannah kennengelernt. Auf den Philippinen haben die beiden Nursing studiert und sind seit einigen Jahren wieder zurück in Deutschland. Hier arbeiten sie als Fachkräfte in der Pflege bzw. im Krankenhaus.

Auch wenn mir die Geschichte der beiden vertraut ist, sprechen wir zum ersten Mal darüber, wie ihre Integration auf dem deutschen Arbeitsmarkt war und welche Erfahrungen die beiden in der Zwischenzeit gesammelt haben.

 

Studium und Unterschiede zwischen Philippinen und Deutschland

Auf den Philippinen ist die „Ausbildung“ zur Pflegefachkraft ein Studium und dauert 4 Jahre. Nach 2 Jahren Theorie geht es für zwei weitere Jahre in die Praxis. Dabei werden alle Bereiche des Krankenhauses abgedeckt, egal ob Kreißsaal, Geriatrie oder eine „Normal-Station“, erklärt Alannah. Der Abschluss ist ein Bachelor of Science in Nursing.  Das System einer Ausbildungsschule gibt es auf den Philippinen nicht, der theoretische Teil findet an einer Universität statt – ähnlich wie die neuen Studiengänge für Pflege in Deutschland. Zudem liegt der Fokus der theoretischen und praktischen Ausbildung auf dem medizinischen Fachwissen. 

Ein weiterer Unterschied liegt in der pflegerischen Versorgung, denn diese wird durch die Angehörigen vorgenommen. Viele PatientInnen möchten auch nur durch die Angehörigen gewaschen und versorgt werden. „Wir übernehmen meist nur die Behandlungspflege, die Behandlungspläne und das Monitoren von Gesundheitsdaten. Es gibt eine Unterscheidung zwischen Nurses und „Helpers“. Die Helpers unterstützen beispielsweise bei den pflegerischen Tätigkeiten. Insgesamt ist das Gesundheitssystem ganz anders aufgestellt“, erklärt Marc. Auf den Philippinen werden die einzelnen Produkte vom Absaugschlauch bis hin zu jedem Medikament den Familien/Betroffenen in Rechnung gestellt. 

 

Anerkennung als Fachkräfte in Deutschland

Die Anerkennung als Fachkraft in Deutschland war für Marc etwas einfacher. Er zog zurück in seine Heimat und bekam viel Unterstützung durch seine deutsche Familie. Somit konnte er sich vollends auf die Anerkennung konzentrieren. Für das deutsche Examen zur Fachkraft fehlten ihm jedoch trotz Studium über 300 Stunden an Theorie und Praxis. So konnte er sich entscheiden, erneut eine komplette Ausbildung zu absolvieren oder ein unentgeltliches Praktikum zu absolvieren, um die Prüfung vor dem Regierungspräsidium ablegen zu können. Ohne den familiären Rückhalt wäre die Anerkennung also eine große Herausforderung gewesen, denn ohne Geld eine Wohnung zu finden oder die erforderlichen Papiere beglaubigen zu lassen, war schlichtweg nicht möglich. Nach der erfolgreichen Anerkennung holte Marc seine Frau Alannah nach Deutschland und das Anerkennungsverfahren ging für das Paar erneut los. 

Für Alannah war das Erlernen der deutschen Sprache zunächst das oberste Ziel. Sie hatte die Möglichkeit, auch während ihrer Anerkennung Geld zu verdienen, indem sie als nicht examinierte Pflegekraft im Krankenhaus eingesetzt wurde.

 

Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung 

Alannah berichtet im Podcast, dass auch sie Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht habe. Eine Situation bleibt ihr dabei besonders im Gedächtnis: Während ihrer Anerkennungszeit lief sie - zwar voll ausgebildet, aber dennoch als Praktikantin - im Stationsalltag mit. Sie war gemeinsam mit einem FSJler in der Versorgung eines bettlägerigen Patienten eingeteilt. Als Sie dem FSJler mitteilte, was sie beim Lagern des Patienten beachten sollten, herrschte er sie an, er lasse sich von einer Anerkennungspraktikantin nichts sagen, sie sei schließlich keine examinierte Krankenschwester. Noch heute denkt Alannah tief getroffen an diese Situation zurück.

 

Integration macht Spaß und kann gelingen

Beide berichten, dass sie im pflegerischen Alltag mit vielen internationalen Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten. Die Vielfalt sei erstaunlich und es mache jede Menge Spaß, mit den unterschiedlichen Kulturen zusammenzuarbeiten. Das Wichtigste sei die offenen Kommunikation und Transparenz und vor allem die deutsche Sprache. 

 

Wenn ihr wissen wollt, wie die beiden sich weiterentwickelt haben und wie ihr weiterer Werdegang aussah, dann hört jetzt in diese wunderbare PflegeFaktisch-Folge rein. Besucht uns auch gern auf unserem YouTube-Kanal und lasst Eure Fragen, Anregungen und Feedback in den Kommentaren da. In diesem Sinne, einfach weiter PflegeFaktisch hören.

 

Eure Francesca


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