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PflegeFaktisch mit Francesca

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Korsakow - Zwischen Situationskomik und Imageproblem für Mitarbeitende

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Das Korsakow-Syndrom ist in der Pflegewelt wenig präsent – oft verwechselt mit Demenz, häufig stigmatisiert und von Vorurteilen geprägt. Doch was steckt wirklich dahinter? Michael Günther, Direktor des Haus Linde in Hamburg, gibt Einblicke in die Pflege und Betreuung von Menschen mit Korsakow und zeigt, warum diese Arbeit besondere Herausforderungen, aber auch große Chancen bietet.

 

Zwischen Demenz und Sucht: Das Korsakow-Syndrom verstehen

Das Korsakow-Syndrom entsteht meist durch langjährigen Alkoholkonsum, ist aber nicht auf Suchtkranke beschränkt. Ein schwerer Vitamin-B1-Mangel führt zu bleibenden Hirnschäden, die insbesondere das Kurzzeitgedächtnis betreffen. Eine typische Folge ist die Konfabulation – Betroffene füllen ihre Erinnerungslücken unbewusst mit erfundenen Geschichten. Anders als klassische Demenzkranke bleiben viele alltagskompetent, zeigen aber Antriebslosigkeit und soziale Rückzugsmechanismen, oft verstärkt durch ihre Suchthistorie.

 

Pflege mit Fingerspitzengefühl: Betreuung im geschützten Rahmen

Menschen mit Korsakow werden häufig gerichtlich untergebracht, um sie vor sich selbst zu schützen. In der Einrichtung Haus Linde liegt der Fokus auf Struktur, sozialer Betreuung und alltagsnaher Anleitung. Die Pflege erfordert Geduld und Klarheit – weniger körperliche Unterstützung, dafür umso mehr soziale Begleitung. Der Umgang mit herausforderndem Verhalten und verbaler Aggression gehört zum Arbeitsalltag, bedarf aber vor allem einer professionellen Abgrenzung und einem bewussten Verständnis für das Krankheitsbild.

 

Mehr Aufmerksamkeit für ein oft übersehenes Krankheitsbild

Korsakow-Patienten finden oft schwer Anschluss an reguläre Pflegeeinrichtungen, da ihr Verhalten missverstanden wird. Mit dem geplanten Neubau erweitert Haus Linde sein Angebot um einen offenen Bereich – eine Pionierarbeit in Hamburg und darüber hinaus. Langfristig braucht es mehr spezialisierte Konzepte, um diesen Menschen ein adäquates Lebensumfeld zu bieten. Das Korsakow-Syndrom ist kein Einzelfall, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung. Es verdient mehr Aufmerksamkeit in der Pflege, in der Ausbildung und in der öffentlichen Wahrnehmung. Wer sich auf diese besondere Form der Betreuung einlässt, begegnet einer faszinierenden, aber auch fordernden Patientengruppe – und leistet einen wichtigen Beitrag zu einem besseren Verständnis psychischer Erkrankungen in der Pflege.

Besucht uns auch gern auf unserem YouTube-Kanal und lasst Eure Fragen, Anregungen und Feedback in den Kommentaren da. In diesem Sinne – einfach weiter Podcast hören, ich freue mich auf Euch. 

 

Eure Francesca 


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