PflegeFaktisch mit Francesca
Veröffentlicht am:
4-Tage-Woche auf dem Prüfstand
Die Diskussion um die 4-Tage-Woche ist aktuell in vielen Branchen präsent – auch in der Pflege. Doch was bedeutet dieses Arbeitszeitmodell für Pflegeeinrichtungen? Gemeinsam mit Michael Wipp, einem Experten für Arbeitszeitmodelle in der Pflege, habe ich über die Chancen und Herausforderungen der 4-Tage-Woche in der stationären Langzeitpflege gesprochen.
Chancen und Potenziale der 4-Tage-Woche
Die 4-Tage-Woche bietet, laut Michael, viele Vorteile – sowohl für Mitarbeitende als auch für die Einrichtungen. Ein freier zusätzlicher Tag pro Woche könnte die Work-Life-Balance verbessern und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern. Auch aus Sicht der ArbeitgeberInnen gibt es Potenziale: Längere Arbeitstage bedeuten weniger Dienstübergaben und mehr Kontinuität in der Betreuung der BewohnerInnen. Weniger Übergaben sparen Zeit und können die Qualität der Pflege steigern, da dieselben Mitarbeitenden länger bei den BewohnerInnen bleiben. Doch Michael warnt davor, dass es nicht nur um den „Hype“ gehen darf. Die Einführung muss gut geplant werden, um tatsächlich positive Effekte zu erzielen. Jede Einrichtung müsse individuell prüfen, ob und wie sich dieses Modell mit ihren Arbeitsabläufen vereinbaren lässt.
Herausforderungen in der Langzeitpflege
Trotz der Chancen gibt es erhebliche Hürden bei der Einführung der 4-Tage-Woche in Pflegeeinrichtungen. Eine der größten Herausforderungen stellt die höhere Arbeitsbelastung dar. Längere Arbeitstage bedeuten auch mehr physische und psychische Anstrengung, was in einem ohnehin fordernden Berufsfeld wie der Pflege besonders schwer wiegen kann. Michael erklärt, dass die Pflegekräfte in diesen längeren Schichten möglicherweise weniger flexibel auf die Bedürfnisse der BewohnerInnen eingehen können, da die Personalbesetzung über den Tag verteilt anders organisiert werden muss.
Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung
Michael betont, dass die 4-Tage-Woche in der Pflege nur funktionieren kann, wenn eine sorgfältige Vorbereitung stattfindet. Arbeitsabläufe müssen neu organisiert und Dienstpläne angepasst werden. Entscheidend sei es, die Arbeitszeitmodelle an die Bedürfnisse der BewohnerInnen und der Mitarbeitenden anzupassen. Dabei ist die Größe der Planungseinheit ausschlaggebend: In kleinen Bereichen ist es oft schwierig, stabile Dienstpläne zu gestalten, wenn es zu Personalausfällen kommt. Wichtig sei es, die Mitarbeitenden frühzeitig in den Planungsprozess einzubinden und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen. Eine offene Kommunikation und Transparenz bei der Einführung neuer Arbeitszeitmodelle sind laut Michael der Schlüssel zum Erfolg. Nur wenn die 4-Tage-Woche gemeinsam mit dem Team entwickelt wird, kann sie zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen beitragen.
Das Arbeitszeitmodell 4-Tage-Woche bietet großes Potenzial für die Pflege, erfordert aber eine gründliche Planung und Anpassung an die besonderen Bedingungen der Langzeitpflege. Eine vorschnelle Einführung ohne genaue Prüfung der Arbeitsabläufe und Personalstrukturen wird mehr Probleme verursachen, als sie löst. Doch mit ausreichender Vorbereitung, flexiblen Lösungen und der Einbindung des Teams könnte die 4-Tage-Woche eine echte Chance sein, die Arbeitsbedingungen in der Pflege nachhaltig zu verbessern.
Wenn ihr neugierig geworden seid, dann hört jetzt in diese wunderbare PflegeFaktisch-Folge rein. Besucht uns auch gern auf unserem YouTube-Kanal und lasst Eure Fragen, Anregungen und Feedback in den Kommentaren da. In diesem Sinne – einfach weiter Podcast hören, ich freue mich auf euch.
Eure Francesca
Ihnen hat der Beitrag gefallen? Dann teilen Sie ihn mit Ihren Freunden!